Zusätzliche Schulbusse im Kreis Gießen kommen

Nach den Herbstferien soll es entspannter in den Schulbussen zugehen. Dafür will Kreis-Schuldezernentin Dr. Christiane Schmahl sorgen.
Kreis GiessenSchülerbeförderung und Pandemie, das ist ein sensibles Gesamt-Thema. Eine Lösung ist angesichts der vielen Beteiligten nicht leicht zu erzielen. Klar ist, dass in vollen Bussen Mindestabstände schwerlich einzuhalten sind. Kreis-Schuldezernentin Dr. Christiane Schmahl (Grüne) peilt an, dass nach den Herbstferien die pandemiebedingte Busproblematik entzerrt werden kann. Der Kreis wird zusätzliche Busse bereitstellen. Dafür wurden im Schulausschuss am Dienstag im Wißmarer Bürgerhaus die Weichen gestellt.
Der CDU-Kreistagsabgeordnete Lucas Schmitz aus Buseck wollte im Ausschuss von der zuständigen Dezernentin Dr. Christiane Schmahl (Grüne) wissen, wie der Stand in der Angelegenheit ist. Die Erste Kreisbeigeordnete hatte zunächst über eine Verschiebung von Haushaltsmitteln informiert. 300 000 Euro, die bisher für den Abriss der alten Schule in Krofdorf-Gleiberg vorgesehen waren, verbleiben jetzt im Bereich Schülerverkehr. Vor den Osterferien 2021 würden die Bagger hier nicht anrollen können, betonte Schmahl. Sie hofft für die Verbesserung des Schülerverkehrs zu Coronazeiten zudem auf Landesmittel: „Da ist aber nur gerüchteweise etwas bekannt“. Zwei Landesminister hätten sich intern dafür ausgesprochen. Es gebe aber Bedingungen.
Gesamtschulen dagegen
Schmahl hat bereits die Schulleiter in der Angelegenheit angeschrieben und Stellungnahmen zu einer Entzerrung der Anfangszeiten in den Schulen erhalten. Die weitergehenden neun Schulen, von Corona stressbedingt berührt, würden sich dagegen sträuben – zuviel Aufwand. Die Überprüfung werde wohl verlangt, um in den Genuss dieser Landesmittel für zusätzliche Schulbusse zu kommen, so Schmahl.
Die Dezernentin will in jedem Falle Ende der Woche ein Gespräch mit dem Leiter des Staatlichen Schulamtes in Gießen, Norbert Kissel, führen. Kissel selbst habe einen guten Einblick in die Verhältnisse im Kreis, da er die Gesamtschule in Pohlheim lange Jahre geleitet hat.
Eine Anfrage an den Schulen, welche Busse zu voll sind, sei bereits erfolgt. Gerade an den Gesamtschulstandorten müsste für eine versetzte Anfangszeit der Stundenplan völlig neu geplant werden. Daher sind diese gegen versetzte Anfangszeiten. Allein der aktuelle Plan habe die Schulleitungen rund eine Woche in den Sommerferien beschäftigt, so Schmahl.
Die übergreifende Problematik verdeutlichte die Erste Kreisbeigeordnete Schmahl anhand der größten Gesamtschule im Kreis, der Theo-Koch-Schule in Grünberg mit ihren 1400 Schülern. Allgemein sei der Schulplan trotz EDV-Hilfestellung hier wie anderorts noch weitgehend manuell zu erstellen. Er müsse wegen der coronabedingten Kohortenbildung besonders betrachtet werden. Kollegen fielen aus Krankheitsgründen aus, und Lehrer aus der Corona-Risikogruppe könnten erst gar nicht eingeplant werden. Innerhalb kürzester Zeit müsse der diffizile Stundenplan für versetzte Anfangszeiten der Schule überarbeitet werden.
Man könne planen, dass der Bus um acht Uhr die Kinder zur Schule bringe, umdrehe und die nächste Gruppe zum Beispiel um 10 Uhr hole. Doch bis dahin stehe der Bus gar nicht mehr zur Verfügung.
Es gebe im ganzen Kreis nur zwei reine Schulbuslinien, ansonsten sei der Schülerverkehr in den normalen kreisweiten Nahverkehr eingebunden. Dieser werde von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) und dem Busunternehmen Erletz aus Staufenberg betrieben, die Verhandlungspartner seien. In der Entzerrungsszenario müssten auch noch Schwimmbad- und Schulsportfahrten berücksichtigt werden. „Das ganze System gerät durcheinander“, glaubt sie. An den Schulstandorten Buseck, Hungen und Lich müssten Bahnhöfe mit An- und Abfahrten des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) zudem Aufnahme finden. Die Adolf-Reichwein-Schule sei sogar in eine Regionalbuslinie einbezogen.
Vorreiter in Villingen
Bei den Grundschulen seien versetzte Anfangszeiten eher machbar. Hier würden nur bestimmte Schüler in kleineren Bussen gefahren. „Da gibt es sicher noch Möglichkeiten an einzelnen Schulen.“ Im Hungener Stadtteil Villingen werde das bereits in einer kleinen Grundschule umgesetzt.
Aus der Gerüchteküche nannte Schmahl auch Zahlen, was für den Kreis an Förderung zu erwarten, ist, wenn er zusätzliche Schulbusse bestelle. 300 Euro je Bus am Tag oder „auch die Hälfte unserer eigenen Kosten“, habe sie gehört. Diesen Deal wären Kultusminister Alexander Lorz und Verkehrsminister Tarek Al Wazir angeblich eingegangen.
Auf Nachfrage unserer Zeitung am Mittwoch erklärte Schmahl, dass sich die Lage täglich ändere und derzeit vom Land nicht beabsichtigt sei, den Schülerverkehr zu fördern.
Ursula Häuser von der CDU fand jedenfalls am Dienstag noch, dass die Entzerrung ein tolles Signal an die Eltern sei. Sie wollte von Schmahl ergänzend wissen, wie es um die Strecken von Linden zu Gießener Schulen stehe. „Ich habe als Kreisschuldezernentin nur Kenntnis, was an der Willy-Brandt-Schule als Berufsschule sowie der Martin-Buber-Schule als Förderschule vor sich geht“, erklärte Schmahl. Sie könne nichts zu Strecken sagen, die andere Schüler nutzten.
Vorgezogene Linderung?
Die von Schmahl gewünschten zusätzlichen 300 000 Euro im Bereich Schülerverkehr empfahl der Kreisschulausschuss um Martin Hanika (CDU) einstimmig. Schmahl sagte am Mittwoch unserer Zeitung in aller Vorsicht, dass möglicherweise schon teils vor den Ferien zusätzliche Busse eingesetzt werden könnten.
Quelle: Gießener Anzeiger