Traurige Vogel-Brutentwicklung in Harbach

Grünberg-Harbach: Die aktuelle Nistkastenauswertung vom Vogel-und Naturschutzerein wiederspiegelt eine sehr negative Brut- und Jungenaufzuchtentwicklung bei Vogelarten für Vollhöhlen im Jahre 2020. In 250 instalierten Nistkästen, die über 12 Brutreviere in der Gemarkung verteilt und vorrangig von heimischen Meisenarten, Sperlingen, Trauerschnäppern und Kleibern bewohnt werden, herrschte sehr oft eine gähnnende Leere durch Nichtbesetzung in Größenordnung von ca. 30 %. Bei weiteren 10 % der Nistkästen wurden Nester gebaut und Eier gelegt, aber nicht ausgebrütet. Der Waschbär räuberte in 5 % aller Kästen. Das heißt in Summe erfolgte in 45 % aller ausgehängten Nistkästen keine Nachkommenaufzucht heimischer Vögel.
Stark dezimiert haben sich insbesondere Kohl-und Blaumeisen, sowie Feldsperlinge. Vor 10 Jahren war die Kohlmeise noch mit 84 – gegenüber heute mit 48 Brutpaaren; bei den kleineren Meisen (Blau/Tannen/Weiden) waren es 79 – gegenüber heute 28 B-Paaren und bei den Sperlingen 30 -gegenüber heute 6 B-Paaren, die erfolgreich Jungvögel aufzogen.
Durch verbesserte Schutzmaßnahmen an Nistkästen im letzen Jahr reduzierten sich die Nistkastenplünderungen durch den Waschbären um ca. die Hälfte. Waschbärplünderungen sind daran erkennbar, dass das Nest durch Nistkasten-Flugloch herausgezogen wird und das Gelege am Boden des Nistkastens liegen bleibt ( Bild ). Hier hat der Verein bereits bessere Lösungen zum Loch-Eingriffschutz entwickelt der noch bei weiteren Kästen ausgetauscht werden muss.
Ferner ist in den letzten Jahren erkennbar das die Anzahl eines begonnenen Nestbaus und nicht ausgebrütete Eier, oder auch nur teilausgebrütete Eier deutlich zunimmt. Die Ursache dieser anhaltenden Entwicklung ist auch rätselhaft, denn natürliche auftretende Ausleseschwankungen in der Vogelwelt wurden meist im Folgejahr mit aktiveren Brutverhalten, bzw. Doppelbruten ausgeglichen.
Bei mangelnder Insektennahrung oder ausgebrachter Umweltgifte ist meist in Nestern eine verstärkte Anzahl verstorbener, ausgetrockneter Jung-Altvögel vorzufinden. Dieser Anteil war in diesem Jahr mit 1,6 % ca. um die Hälfte weniger ggü Vorjahr.
Warum entwickelt sich das Vogelbrutgeschäft allgemein in den letzten Jahren verstärkt abwärts? Können wir die allseits bekannten Allerweltsvögel wie Kohl-und Blaumeise, Sperrlinge- die in unserer Region häufig in Gärten, Parks, Hecken, Wald vertreten waren, bald auf die Rote Liste setzen?
Die schleichende Reduktion: Hat man in früheren Jahren neue Nistkasten aufgehängt, haben ihn Meisen und Sperlinge umgehend besetzt, obwohl es noch viele Naturhöhlen und Nistmöglichkeiten in Altbäumen, Streuobstwiesen, Scheunen, Stallungen und Mauernischen auf dem Lande gab . Wie ist der aktuell hohe Leerstand von 30 % aller Nistkästen, die in der Gemeinde in unterschiedlichen Biotopen verteilt sind, erklärbar?
Es berichten in den letzten Jahren zunehmend Mitbürger, dass die ausgestellten Winterfutter- Häuschen wenig bis kaum von Vögel über Wochen aufgesucht werden, während man vor Jahren mit dem Futter nachfüllen nicht nachkam.Wie ist Eure Erfahrung dazu?
Es wäre doch zu schade, wenn man die heimischen Vogelarten den Kindern nur noch im Bilderbüchern zeigen könnte und die vielen Zwitscher-Gesänge im Frühjahr bis Sommer verstummen würden.