„Poetry Slam“ in Buseck: „Geschichtenerzählen, nur anders“

„Poetry Slam“ in Buseck: „Geschichtenerzählen, nur anders“

Drei „Slammer“ fanden sich für die Premiere und hatten Texte über Klimawandel, sexuellen Missbrauch und das Schreiben im Gepäck.

GROßEN-BUSECK(zy). Der Begriff „Poetry Slam“ – zu Deutsch „Dichterschlacht“ -, der ist in Buseck offenbar noch nicht so weit verbreitet. Das berichtete Bürgermeister Dirk Haas zur Eröffnung des ersten „Slams“ im Schlosspark in Großen-Buseck. Wenn er gefragt wurde, was das denn sei, erklärte der Bürgermeister es den Buseckern so: „Das ist Geschichten erzählen, nur etwas anders.“

Was eigentlich ein Wettbewerb mit Publikumsbeteiligung ist, wurde nun jüngst in Buseck erstmal nur als reines Vortragen von Poesie umgesetzt. Durchführen wollte Haas in Buseck so etwas schon länger, nur die Kenner dafür fehlten. Eine davon fand er jetzt aber praktischerweise in der eigenen Verwaltung. Katharina Ixmann studiert an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen und absolviert derzeit ein Praktikum bei der Gemeinde. In Gießen hat sie bereits „Slam“-Erfahrung sammeln können und tat sich nun mit der Vorsitzenden des Busecker Kinder- und Jugendbeirats, Svenja Koch, zusammen, um diese literarische Darstellungsform nach Buseck zu holen.

Drei „Slammer“ fanden sich für den Abend, aus dem Publikum traute sich jedoch keiner. Das erwarteten Ixmann und Koch jedoch bei dieser neuen Art der Veranstaltung hier im Busecker Tal auch nicht. Erwartet hatten sie aber auch nicht so viel Publikum, gab Koch offen zu.

Den Anfang machte Henni Schäddel, eine JLU-Studentin aus dem Vogelsberg, mit ihrem Text „Die verwandelte Schöpfung“. Darin beschäftigt sie sich mit der Rolle des Menschen beim Klimawandel. Am Ende des Abends hatte die junge Frau sogar noch einen weiteren Text zu bieten.

Im Anschluss folgte dann Katharina Ixmann, die sich mit den Gedanken einer sexuell missbrauchten Frau auseinandersetzte. Erfahrungen beim „Slammen“ sammelte sie bereits bei einem Auftritt im „Jokus“ vor etwas mehr als zwei Jahren. Hier jedoch mit wesentlich mehr Publikum, aber auch sehr erfolgreich. Denn vom prominenten „Slampoeten“ Lars Ruppel erhielt sie dort den Preis „Kaktus der Poesie“.

Auch Konstantin, ein Freund von Katharina Ixmann, erklärte sich bereit, bei der Premiere in Buseck aufzutreten. „Ich bin mehrere Tage durch meine Wohnung gelaufen und habe alte Texte zusammen gesucht. Am Ende habe ich keinen davon heute mitgebracht“, erklärte der Sozialarbeiter lächelnd. Die meisten seiner geschriebenen Worte seien zu privat. Es sei darauf ein neuer Text entstanden, der sich mit dem Prozess des künstlerischen Schreibens beschäftigte: „Was passiert eigentlich in einem, wenn man für sich selbst schreibt?“, beschrieb er sein Werk, das er schlicht „Schreiben“ nannte. Nach dem gebannten und konzentrierten Lauschen des Publikums folgte auch bei ihm ein langer und anerkennender Applaus. Vielleicht war ja auch jemand dabei, der sich bei der nächsten Auflage des „Poetry Slams“ mit anderen Dichtern messen möchte.

Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Jugendforum Nord. An einem Stand informierte zudem das Gießener Suchthilfezentrum.