Ja zum Freibad

Ja zum Freibad

Aller guten Dinge sind drei. Ob sich dieses Sprichwort für die Busecker Freibadfans bestätigt, wird sich zeigen. Zum dritten Mal nach 2013 und 2019 wurde die Reaktivierung des Großen-Busecker Freibads beschlossen – diesmal Corona-bedingt durch den Haupt- und Finanzausschuss an Stelle der Gemeindevertretung. Nach fraktionsübergreifenden Gesprächen in der vergangenen Woche und am Abend vor der Sitzung hatten SPD, Freie Wähler (FW), CDU und Grüne kurzfristig einen gemeinsamen Antrag vorgelegt.

Der Beschluss am Dienstagabend war einstimmig, die Stellungnahmen sachlich.Rund 2,9 Millionen Euro werden nach der derzeitigen Rechnung für Freibaderneuerung, Wassertechnik, Außenanlagen und die Instandsetzung der Umkleiden fällig. Mit weiteren rund 142 000 Euro schlägt die Sanierung der Zufahrtsbrücke über die Wieseck zu Buche. Zur Finanzierung soll Geld aus dem Schwimmbad-Investitions- und Modernisierungsprogramm des Landes („Swim“) beantragt werden. Im Falle einer Zusage übernimmt das Land 30 Prozent der förderfähigen Kosten, aber nicht mehr als eine Million Euro. Für Bauteile, Ausstattungen und Außenanlagen, die nicht über „Swim“ gefördert werden, soll das Bund-Land-Förderprogramm „Stadtumbau“ genutzt werden.Der nun gefasste Beschluss sieht damit nicht nur ein anderes Förderprogramm („Swim“) vor, sondern ist auch abgespeckter als die Entscheidung aus dem Juni 2019 zur Entwicklung der Wieseckinsel. In den Planungen „war vieles drin, das ’nice to have‘ war, aber nicht zwingend notwendig“, sagte Bürgermeister Dirk Haas (SPD). Die Entscheidung über das Freibad an sich sei in den jüngsten Gesprächsrunden „fast ohne Diskussion“ getroffen worden. Man sei „auf einem guten Weg“, es gebe aber noch Abstimmungsfragen rund um das Freibad herum. Weggefallen sind unter anderem zwei Fußgängerbrücken, eine Aussichtsplattform, das Beachvolleyballfeld und die Sportanlage für die Grundschule. Statt Sprungturm soll es eine Wellenrutsche geben.Im Juni 2019 hatte man die Kostenschätzung – damals rund 4,1 Millionen Euro für Wieseckinsel und Freibad – lediglich zur Kenntnis genommen. Im Februar dieses Jahres sollte sie dann genehmigt werden. Die Kostenschätzung hatte sich, vor allem durch Preissteigerungen im Baugewerbe, auf rund 4,6 Millionen Euro erhöht. Davon hätte die Gemeinde jedoch nur einen Teil zahlen müssen, denn über 60 Prozent der Kosten hätten über das „Stadtumbau“-Programm finanziert werden können. Da abzusehen war, dass es keine Mehrheit geben würde, hatte Haas die Vorlage zurückgezogen.FW-Fraktionsvorsitzender Alexander Zippel erinnerte daran, dass es innerhalb seiner Fraktion Bedenken gab, ob sich Buseck das Freibad leisten kann. Die nun gefundene Einigung sei aber „ortsteilübergreifend“. Durch die Kombination mehrerer Fördertöpfe könne man „das finanziell Optimale für die Gemeinde rausholen und den eigenen Betrag so gering wie möglich halten“. Zippel verwies auch auf den Zeitdruck für einen Beschluss. Nicht nur, weil die „Swim“-Frist Ende Oktober endet, sondern auch wegen der Corona-Pandemie, die auch die Kommunen finanziell belastet. Noch könne man einen Beschluss „aus einer Position der Stärke heraus“ fassen.CDU-Fraktionsvorsitzender Frank Müller lobte, dass es nach dem Hallenbad zum zweiten Mal gelungen sei, „ein Bad vor der endgültigen Schließung zu bewahren“. Angesichts der Gesamtplanung für die Wieseckinsel habe es aber auch innerhalb der CDU-Fraktion Zweifel gegeben: „Brauchen wir all das?“ Der nun gefundene Konsens löse noch nicht alle Probleme. Es sei aber wichtig, das Thema Freibad vor den Wahlen im kommenden Jahr „vom Tisch zu bekommen“. Die „Stadtumbau“-Gelder seien zudem nicht verloren, sondern könnten für andere Projekte genutzt werden. Welche, das ließ Müller offen.Kritik kam vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Willy Jost. Es sei keineswegs sicher, dass mit dem Beschluss „endlich unsere Freibadsanierung erfolgreich auf den Weg gebracht wird“. Denn während die Gemeinde in das „Stadtumbau“-Programm bereits aufgenommen wurde, muss über den „Swim“-Antrag erst noch entschieden werden. „Im Extremfall“, so Jost, könne es dazu kommen, dass die Gemeinde am Schluss mit leeren Händen dastehe. Es sei nicht klar, dass durch den „Stadtumbau“ auch Einzelmaßnahmen bezuschusst werden. Auch könne der Wechsel bei den Fördertöpfen für die Gemeinde letztendlich teurer werden, obwohl das Projekt weniger umfangreich ausfalle. Großen-Busecks Ortsvorsteher Erich Hof (SPD) nannte den gefundenen Konsens eine „lückenhafte Kompromissvorlage“, warb aber um Zustimmung, „damit es endlich weitergeht im Sinne unserer Kinder“.Abgeschlossen ist die Diskussion rund um die Wieseckinsel mit dem nun gefundenen Kompromiss nicht. Zeitnah soll laut Haas ein Beschluss zum „Mühlgraben“ gefasst werden, in dem wieder Wasser fließen soll – das könne bei Hochwasser entlasten. Für die Flussterrasse im nördlichen Bereich soll eine neue Planung angefertigt werden – auch, weil die Gemeinde mittlerweile im Besitz der „Kleinmühle“ ist.Ein Schwerpunkt des „Stadtumbau“-Förderprogramms ist die „grüne und blaue Infrastruktur“ (Wasser- und Grünflächen), die bei den Projekten berücksichtigt werden muss. Luise Böttcher (Grüne) forderte daher, dass nicht nur die Freibadreaktivierung erledigt, sondern auch zeitnah über weitere Vorhaben im Bereich der Wieseckinsel entschieden werden müsse. Dem Antrag werde sie zustimmen, „damit es endlich vorangebracht wird“.

Quelle: Gießener Anzeiger (ebp)