Grünberg ganz ohne Gallmärt – das geht gar nicht

In Grünberg wird zum Alternativ-Gallmärt auf Grimmicher Art „gefensterlt“.
Grünberg (ww). Ein Grünberg ganz ohne Gallmärt, das kann nicht sein. Das dachte sich auch die Kommission des Gallusmarktes um Thomas Siek und stellte am Mittwoch im Rathaus ein Alternativprogramm vor. Allerdings wird nicht gezählt, der anstehende 540. Markt soll nächstes Jahr würdig stattfinden, hoffentlich ohne Corona-Sorgen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Traditionsveranstaltung wegfällt. Bereits in den 1920er Jahren hat ein anderer Virus zugeschlagen, genaueres weiß man nicht, recherchierte Bürstmeister Gerd Lippert. Unter Einhaltung des Mindestabstandes wird jedenfalls vom 10. bis 18. Oktober im Altstadtbereich „gefensterlt“, auf Grimmicher Art.
Am Freitag, 2. Oktober, beginnt das Spektakel bereits vorab mit der Enthüllung eines besonderen Rätsels am Nachmittag, das sich die „Bobbekist“, die pausierenden Laienschauspieler des Gallusmarktes um Gretel Keil, ausgedacht hatten. Für sie ist besonders ärgerlich, dass eigentlich drei Jahrzehnte unterhaltsames Mimenspiel gebührend gefeiert werden sollten. Es werden als Alternative in den durchsichtigen Fronten des Stadthauses sechs Bilderszenen aus Stücken gezeigt, die in diesen drei Jahrzehnten aufgeführt wurden. Die Szenen wurden aus Kulissenteilen, Bildern und Utensilien aus dem Fundus der Bobbekist zusammengestellt. Jetzt können die Grünberger bis zum 18. Oktober munter drauflos raten.
Natürlich darf der Gallmärt-Löffel 2020 nicht fehlen. Trotz Coronazeit und einhergehender Marktabsage: Bereits im Juli hat Künstler Chiro das hölzerne Symbol fein bemalt. Das Kunstwerk präsentierte Bürgermeister Frank Ide im Sitzungssaal des Stadthauses. Auf den alternativen Gallmärt wird schon Geschmack gemacht, denn im Rathaus kann das Schusterpech samt Mini-Anstecklöffel für den guten Zweck ab sofort erstanden werden, natürlich streng limitiert, darüber informierte Marktmeisterin Johanna Buckle, die seit vier Jahren die Regie an den Markttagen, in diesem Jahr allerdings im Alternativ-Hintergrund, führt.
Die an sich stattfindende 49. Oberhessische Kunstausstellung, ein wichtiger Programmpunkt im Markgeschehen, hat sie kurzerhand digitalisiert.
Normalerweise hätten 36 Künstler ihre Werke offline im Barfüßer-Kloster gezeigt. Sie wurden gebeten, ihre Werke zu fotografieren und daraus entstand ein Film, der öffentliche Premiere im Kino vor Ort am Samstag, 10. Oktober, ab 11.30 Uhr feiert. Danach wird das Werk unter dem Titel „Kunst trotz(t)“ in Schaufenstern von Geschäften in der Gallusstadt an wechselnden Orten über die Monitore flimmern. Zudem waren Fotografen aufgerufen, ihre Bildeindrücke des Gallusmarktes einzureichen. Die schönsten Motive aus alter und neuer Zeit werden ebenfalls in den Fensterfronten von ausgesuchten Läden zu sehen sein, bis es am 18. Oktober heißt, ade Alternativ-Gallusmarkt.
All das findet unter dem Motto „Gallmärt trotz(t)“ statt. Das „seltsame Gefühl“, wie es die Marktmeisterin beschreibt, dass den Grimmichern ohne ihren geliebten Markt in der Magengegend drückt, wird sicher ein wenig abgemildert. Nichtsdestotrotz fehlen der Riesentrubel, die Wurzelbürschterei, der Jahrmarkt und viele bunte Stände, aber auch der Rundumschlag Lipperts im Zelt. Und auch die Verabschiedung der Märtfraa Andrea Strauch muss noch warten.
Quelle: Gießener Anzeiger