Buseckerin hat ihr Auto gegen ein Fahrrad getauscht

Buseckerin hat ihr Auto gegen ein Fahrrad getauscht

Tilman Oerter, Elke Jandrasits und Jutta Oerter (v.l.) erledigen alle Einkäufe per Rad. Foto: Zielinski

 

Die Busecker Initiative „Verkehrswende in Buseck“ ist vielfältig engagiert. Sie setzt sich unter anderem für Fahrradstraßen ein, um das Radeln sicherer und attraktiver zu machen.

 

Grossen-Buseck. Versicherung, Steuer, TÜV, Inspektion, Tanken – ein Auto kann ganz schön viele Kosten verursachen. Aus diesem Grund hat sich Elke Jandrasits vor vier Jahren dafür entschieden, ihren Wagen zu verkaufen. „Als die Kinder klein waren, habe ich das Auto gebraucht, später stand es nur noch rum, weil ich immer mehr Dinge per Rad erledigt habe“, erzählt sie.

 

„Jetzt bist du endlich frei“, hat ihr Kollege kommentiert. Und so fühlt sich die Großen-Buseckerin auch, wenn sie bei schönem Wetter den neun Kilometer langen Weg zu ihrer Arbeit in der Gießener Univerwaltung radelt. „Das ist für mich ein schöner Ausgleich und darüber hinaus noch gut für die Umwelt“, sagt sie. Für eine Strecke benötigt die 52-Jährige etwa 40 Minuten. Bei schlechtem Wetter nutzt sie öffentliche Verkehrsmittel.

Selbstverständlich werden auch die Einkäufe mit dem Rad erledigt. „Nicht selten staunen die Leute, wie viele Lebensmittel ich in Rucksack und Satteltaschen verstauen kann.“ Auch die letzten 600 Meter, die einen steilen Berg hinaufführen, schafft Elke Jandrasits mit ihrem Siebengang-Rad.

Getränke lässt sie sich liefern und in seltenen Fällen nimmt sie auch mal das Gießener Car-Sharing in Anspruch. Trotz der vielen positiven Erfahrungen als Radfahrerin wird sie sich in Kürze wieder ein Auto kaufen. „Mein Sohn macht den Führerschein und ich werde ihn beim begleitenden Fahren unterstützen.“ Wenn das Jahr vorbei ist, kann dann ihr Sohn das Auto übernehmen.

 

Wie Elke Jandrasits sind auch Jutta und Tilman Oerter Mitglieder der Initiative „Verkehrswende in Buseck“, die sich unter anderem für Fahrradstraßen einsetzt, um das Radeln sicherer und attraktiver zu machen. Die Beiden wohnen am Troher Mühlrain, an dem ein schöner Radweg vorbeiführt, den die Initiative gerne als offizielle Fahrradstraße sehen würde.

 

Seit fünf Jahren ist das Ehepaar nun schon autolos. „Als für meinen Opel Corsa eine teure Reparatur anstand, haben wir beschlossen, es mal ohne Auto zu versuchen“, sagt Jutta Oerter. Mit Erfolg! „Ich bin in Hamburg in einem autolosen Haushalt aufgewachsen und habe erst mit über 30 Jahren den Führerschein gemacht“, berichtet Tilman Oerter. Ein eigenes Auto hat er nie besessen und nur für Dienstfahrten mal einen Smart geleast.

Während er bereits um 5.30 Uhr zu seiner Arbeit in der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Gießen aufbricht, startet seine Frau, die als Sozialpädagogin bei Zaug arbeitet, um 8 Uhr. Beide haben eine Strecke von sechs Kilometern zurückzulegen. Und das sowohl im Sommer als auch im Winter. Oerter hat sogar Spikes für eines seiner Räder. „Einmal musste ich allerdings mal nach Gießen laufen“, erinnert er sich.

„Wer Rad fährt, spart nicht nur viel Geld, sondern erspart sich auch das Fitness-Studio“ sind sich die Beiden einig. Der Nachteil: „Man ist nicht mehr so spontan und muss sich seine Zeit ganz anders einteilen.“ Dafür falle die nervige Parkplatzsuche weg und wenn es mal schnell gehen müsste, könne man zur Not auch mal ein Taxi nehmen. „Mit dem eingesparten Geld kann man viel Taxi fahren“, erklären sie lachend.

Selbst den Weihnachtsbaum holen die Oerters alljährlich mit dem Rad. Zwei Kilometer transportieren sie den Baum in ihrem Radanhänger. „Wir erledigen mit dem Rad alles, was möglich ist.“ Einmal sind sie jedoch an ihre Grenzen gestoßen. Als es darum ging, Material für den Sandkasten der Enkelin zu transportieren. Da der Beutel 25 Kilo gewogen habe, bat man die Tochter, den Sack mit dem Wagen zu bringen.

 

Sowohl Jutta als auch Tilman Oerter sind Mitglieder im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Dort haben wir uns auch kennengelernt“, verrät Oerter. Ab Ende August wird die Gemeinde Buseck ihren Bewohnern im Rahmen eines Förderprogramms drei Lastenräder zur Verfügung stellen. Neben Alten-Buseck und Großen-Buseck wird ein weiterer Standort bei den Oerters im Troher Mühlrain sein.

Quelle: Giessener Anzeiger