Biebertaler Personennahverkehr soll besser werden

Biebertaler Personennahverkehr soll besser werden

Gleich drei Anträge beschäftigten sich während der Parlamentssitzung mit dem Thema. Eines haben alle gemeinsam: Ohne die Nachbarkommunen geht wenig.

Biebertal (jem). Anderthalb Stunden, um von Fellingshausen nach Krofdorf zu kommen, eine Stunde auf den Bus in Gießen warten, um nach Hause zu fahren – richtig zufrieden sind die Parlamentarier in Biebertal nicht mit ihrem ÖPNV. Das zeigte sich zumindest bei ihrer jüngsten Sitzung am Mittwochabend. Gleich drei Anträge beschäftigten sich mit dem Thema.

So beantragte die SPD-Fraktion, dass Biebertal gemeinsam mit Wettenberg den Ausbau des Nahverkehrs prüfen solle – ein Anliegen, dass die Fraktion bereits seit einigen Jahren immer wieder anspricht, bisher aber noch zu keiner Lösung gekommen ist. Zuletzt scheiterte eine mögliche Buslinie an den zu erwartenden hohen Kosten einer neuen Buslinie. Deshalb brachte Thomas Prochazka, SPD-Fraktionsvorsitzender, den Wettenberger „Bussi“ mit ins Spiel.

Hohe Kosten für Linie

Dieser war zuletzt in den Fokus in Wettenberg getreten, weil die Verbindung nicht nur eine niedrige Auslastung habe, sondern auch unwirtschaftlich sei. Da die Parlamentarier in Wettenberg das Angebot aber weiterhin anbieten wollen, prüfen sie derzeit Alternativen – auch solche, wie mit den Nachbarkommunen zusammenzuarbeiten.

„Das ist jetzt eine gute Situation, um sich gemeinsam und preiswerter zu verbessern“, so Prochazka. Biebertals Bürgermeisterin Patricia Ortmann (parteilos) erinnerte daran, dass der Vorschlag – noch vor ihrer Dienstzeit – bereits aufkam und damals von den Fraktionen abgelehnt wurde. „Man wird schlauer“, gab Prochazka zu, der sich zudem von den immensen Kosten einer weiteren Linie ernüchtert zeigte. Mit zwei Enthaltungen wurde der Prüfantrag angenommen.

Auch die Freien Wähler wollen den interkommunalen Personennahverkehr verbessern und beantragten, mit Gießen und den Westkreisgemeinden Gespräche aufzunehmen, um gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept aufzustellen. Sascha Lepper schlug etwa vor, auf den Gebiet des Karstadt-Schnäppchenmarktes ein Park-and-Ride-Parkhaus zu bauen, um von dort einen Shuttlebus einzusetzen, der alle zehn Minuten in die Innenstadt fährt. „Biebertal soll dringend aus seiner passiven Beobachterrolle herauskommen und zusammen mit den anderen Kommunen nach Lösungen suchen.“ Kathrin Gaidies (Grünen) merkte allerdings an, dass das eher ein Thema für den Kreistag sei. Zudem sei sie nicht sicher, ob es zielführend sei, weiterhin mit dem Auto in Richtung Gießen zu fahren. „Von Rodheim aus ist die Bus-Anbindung nach Gießen nicht einmal schlecht. Unsere Priorität sollte es allerdings sein, den Wochenendplan deutlich auszuweiten.“ Der Antrag wurde ebenso wie der zweite Antrag der Freien Wähler in den Bau- und Verkehrsausschuss verwiesen. Letzterer schien aber deutlich mehr Befürworter zu haben.

Darin geht es um sogenannte „Mitfahrbänke“, die in der Gemeinde aufgestellt werden sollen. Ein ähnliches Konzept gibt es seit einigen Jahren in Laubach.

„Sie können eine wichtige Ergänzung zum öffentlichen Verkehr darstellen und erleichtern die Fortbewegung für Personen, die kein Auto besitzen“, heißt es in der Antragstellung von Marie-Luise Sonneborn (FW). Besonders für Bewohner in den entlegeneren Ortsteilen, wie etwa Krumbach, aber auch zwischen Vetzberg und Krofdorf-Gleiberg oder Bieber und Waldgirmes könnten Mitfahrbänke dazu beitragen, dass der Weg zum Einkaufen, zum Arzt oder nächsten Busbahnhof erleichtert wird. Auch hier wäre wieder eine interkommunale Zusammenarbeit wichtig – alleine schon, um auch wieder auf die gleiche Weise zurückzukommen.

Erkennbar sind die Mitfahrbänke in der Regel durch ein Halteschild und eine Tafel, an der das Wunschziel gut leserlich für Autofahrer angebracht wird. Sonneborn sprach auch die Dorf-App an, die derzeit in Königsberg getestet wird. Auch hier könnte man sich austauschen.

Prochazka habe so eine Bank zwar noch nie gesehen, finde das Konzept aber zumindest bedenkenswert. Auch Elke Lepper, Vorsitzende der Gemeindevertreter, stehe der Idee positiv gegenüber. Sie kenne das Konzept aus Bayern, wo das Angebot durchaus angenommen werde.

Ortmann merkte jedoch an, dass man sich zunächst über allgemeine Bedingungen informieren müsste. „Eine Bank aufzustellen, reicht nicht, da gehören auch Verbindlichkeiten dazu. Wie sieht es zum Beispiel mit der Versicherung aus, ist die Gemeinde verantwortlich?“ Für eine der kommenden Bauausschusssitzungen wolle sie deshalb einen Experten einladen.

Quelle: Gießener Anzeiger